Die Rolle der türkischen Medien

Seit 1971 erscheinen in der Bundesrepublik türkischsprachige Tageszeitungen. Inzwischen werden die größten Tageszeitungen mit verschiedenen Beilagen hier gedruckt. Etwa eine halbe Million Exemplare türkischsprachiger Zeitungen sind in der Bundesrepublik im Umlauf. Derzeit erscheinen neun Tageszeitungen (HÜRRIYET, MILLIYET, SABAH, TÜRKIYE, ZAMAN, MILLI GAZETE, EVRENSEL, ÖZGÜR POLITIKA und die MHP - nahe ORTADOGU) und zwei Wochenzeitungen (CUMHURIYET HAFTA und DÜNYA) in der Bundesrepublik.

Nach der Studie des Zentrums für Türkeistudien lesen 55,7 Prozent der befragten türkeistämmigen Immigrant/innen nur türkischsprachige Zeitungen. Während 38 Prozent türkisch- und deutschsprachige Zeitungen kaufen, gaben 6,4 Prozent an, daß sie nur deutsche Zeitungen lesen. Im Ergebnis kann gesagt werden, daß der überwiegende Anteil der türkeistämmigen Immigrant/innen sich über türkischsprachige Printmedien informieren. Betrachtet man dazu die Tatsache, daß eine große Mehrheit der türkeistämmigen Haushalte in der Bundesrepublik sich vorwiegend die Sendungen der rund 14 türkischen Fernsehsender (über Satellitantennen oder Kabel) ansehen, kann konstatiert werden, daß sie die Geschehnisse in der Welt aus einer »Türkei – Brille« verfolgen.

Aufgrund dieser Situation spielen die türkischen Medien bei der Meinungsbildung der türkeistämmigen Immigrant/innen eine bestimmende Rolle. Obwohl bei den Printmedien zwei- bis vierseitige »Europa Teile« veröffentlicht werden, bestimmen die Redaktionsleitungen in der Türkei die Inhalte. Dies gilt zugleich für die Sendungen des staatlichen Fernsehsenders TRT – INT sowie der privaten Sendeanstalten der Türkei. Mit fast ausschließlich in der Türkei produzierten und unter der direkten Kontrolle des türkischen Staates stehenden Beiträgen und Nachrichten beeinflussen sie das Leben der »Deutschlandtürken«.

Diese Tatsache ist einer der wesentlichen Gründe, warum türkeistämmige Immigrant/innen in der Bundesrepublik sich eher Türkeibezogen orientieren. Die manipulative Meinungsbildung der türkischen Medien wirkt sich desintegrierend aus. Denn seit 1990 engagieren sich türkische Medien für den Aufbau einer »Protürkei – Lobby« in Europa und bestimmen das negative Deutschlandbild. Diese Rolle wurde den türkischen Medien vom Staat zugeteilt. Die Printmedien und private Fernsehsender (außer dem islamistischen Kanal 7) werden direkt von dem türkischen Staat gesponsert.

In welchem finanziellen Rahmen dies stattfindet, kann am Beispiel der Doğan Holding A.S. (Herausgeber der Tageszeitungen HÜRRIYET und MILLIYET sowie Eigner des Fernsehsenders KANAL D) am besten dargestellt werden. In der Türkei sind Medien ein wichtiges Instrument für wirtschaftliche Unternehmungen in anderen Bereichen. So auch für die Doğan Holding. Die konsolidierten Aktiva des Konzerns wird für 1998 mit 2,5 Milliarden Dollar, die Einnahmen mit 1,5 Milliarden Dollar und der Betriebsgewinn mit 235 Millionen Dollar beziffert . Dies wurde natürlich nicht nur durch die Medienunternehmungen des Konzerns erwirtschaftet.

Laut dem Geschäftsbericht 1998 verfügt der Konzern über eine Bank, eine Factoring- und eine Leasinggesellschaft, drei Versicherungsgesellschaften, sechzehn Medienunternehmungen, fünf Handelsgesellschaften, drei Tourismusunternehmungen, zwei Energiegesellschaften und über zwei Produktionsfirmen. Der Konzern gibt in der Türkei sieben Tageszeitungen (HÜRRIYET, MILLIYET, RADIKAL, POSTA, HAFTA SONU, FINANSAL FORUM und FANATIK) und neunzehn Monats- und Wochenzeitschriften heraus. Diese werden in den Konzerneigenen Druckereien gedruckt, von eigenen Nachrichtenagenturen versorgt und eigenen Vertriebsfirmen in der ganzen Welt vertrieben. Die Fernsehsender KANAL D und CNN – Türk gehören ebenfalls wie verschiedene Multimediaunternehmungen dazu.

Aydın Doğan, Alleinherrscher über Doğan Holding, konnte sein Wirtschaftsimperium nur durch massive Subventionen und Förderungen des türkischen Staates aufbauen. Dafür mußten die Doğan – Medien sich in den Dienst des Staates stellen. So fungiert beispielsweise die Tageszeitung HÜRRIYET seit Jahren als inoffizieller Sprachorgan des türkischen Staates. Die allmächtige Kontrolle des Nationalen Sicherheitsrates und dessen Instrumente achten penibel darauf, daß die Medien stets gleichgeschaltet bleiben.

Dabei sollte es nicht täuschen, daß in den verschiedenen Printmedien eine scheinbare Meinungsvielfalt der Kommentatoren vorhanden ist. Doğan Holding gibt neben HÜRRIYET auch die linksliberalen Zeitungen MILLIYET und RADIKAL heraus. Deren redaktionelle Linien sowie die politischen Anschauungen ihrer Kommentatoren scheinen sich auf den ersten Blick wie Tag und Nacht zu unterscheiden. Vor allem bei der Betrachtung und Beurteilung der »zivilen« Regierungen und der im Parlament vertretenen Parteien.

Doch wenn es um die Fragen der nationalen Sicherheits- und Aussenpolitik des Staates oder um die Position der militärischen Struktur geht, sind alle gleichgeschaltet. Dies gilt auch für andere Zeitungen. So kommt es beispielsweise des öfteren vor, daß in der Öffentlichkeit hoch angesehenen Kommentatoren von einer Stunde auf die andere gekündigt wird. Der Grund ist immer der gleiche: Kritik an der Staatsideologie. So hatte der Journalist und Schriftsteller Ahmet Altan »es gewagt«, eine Annahme anzustellen, was es passiert wäre, wenn »Atatürk« anstatt dessen »Atakürt« hieße und die Mehrheit der Staatsangehörigen kurdischer Herkunft wären. Am gleichen Tag der Veröffentlichung seines Kommentars wurde er, auf Betreiben des stellvertretenden Generalstabschefs, Çevik Bir, fristlos entlassen. Ähnlich ging es anderen Journalisten. Die populären Journalisten Mehmet Ali Birand und Cengiz Çandar (zeitweise Berater des verstorbenen Staatspräsidenten Turgut Özal) wurden aufgrund der Erklärungen Çevik Birs öffentlich diskreditiert. Der verhaftete PKK – Funktionär Şemdin Sakık hätte ausgesagt, daß diese und andere Journalisten von der PKK Geld erhalten hätten. Als Sakık vor dem Staatssicherheitsgericht in Diyarbakir diese Aussage dementiert hatte, wurden die Journalisten rehabilitiert. Doch der Vorgang hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Alle »kritischen« Journalisten erklärten in den nachfolgenden Tagen ihren Treueeid auf den türkischen Staat.

Bleiben wir bei dem Beispiel der Printmedien. Hier möchte ich insbesondere die Tageszeitungen HÜRRIYET und SABAH benennen, weil gerade diese Tageszeitungen einen Anteil an der Meinungsbildung der türkeistämmigen Immigrant/innen in der Bundesrepublik haben. Zuerst aber sollte eine Besonderheit der HÜRRIYET genannt werden.

Als Aydın Doğan die HÜRRIYET von der Simavi – Familie erwarb, wurde vereinbart, daß die Europa – Ausgabe bis zum 31. Dezember 1999 im Besitz von Erol Simavi bleibt. Erol Simavi lebt in der Bundesrepublik und ist im Besitz eines Diplomatenpasses der Republik Türkei. Ihm werden enge Verbindungen zu den militärischen Entscheidungsträgern und türkischen Nationalisten in Europa nachgesagt. Er machte seinen Einfluß in der Art geltend, daß einige »staatskritischen« Kommentare von Journalisten der Zentrale aus den Seiten der Europa – Ausgabe herausgenommen wurden. Sein Statthalter Ertuğ Karakullukçu - er wird von den demokratischen Immigrant/innenorganisationen in der Bundesrepublik als „Diener der Dunkelheit“ (Kara Kul) oder der „dunkle Stift“ (Kara Kalem) genannt – ist zuständig für die Europa – Seiten der HÜRRIYET und ist durch hetzerische sowie deutschfeindliche Kommentare aufgefallen. Nach der Übernahme der Europa – Ausgabe durch Doğan Holding wurden die Mitarbeiter der »Hürriyet International Verlagsgesellschaft mbH« gezwungen, mit dem neuen Eigner »Doğan Media Group« neue Arbeitsverträge abzuschließen. So verloren sie die zahlreichen tarifvertraglichen Rechte, die ihnen aufgrund Jahre langer Betriebszugehörigkeit zustanden.

Deutschfeindlichkeit und nationalistischer Sensationsjournalismus

Während die türkischen Printmedien sich als »Hüter der Interessen der türkischen Gemeinde« darstellen, scheuen sie sich nicht, mit einer offenen Deutschfeindlichkeit zu hantieren. Nehmen wir dazu zwei Beispiele. Das erste aus der Europa – Ausgabe der HÜRRIYET. Eine Zeitung, deren Motto »Türkei den Türken« (auf der ersten Seite, links neben dem Namen) ist, veröffentlichte am 3. November 1997 einen Kommentar von Ahmet Pertev über die Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels an den Schriftsteller Yaşar Kemal:
» Die zwei Helden von Apo , Eşber und Yaşar

Es ist von Bedeutung wenn der Führer der PKK Apo, Eşber Yağmurdereli und Yaşar Kemal lobt. Denken Sie doch erst mal... Der Mann ist ein blutiger Mörder. Wegen ihm sind zehntausende Menschen getötet worden. In seiner Abwesenheit wird er im Staatssicherheitsgericht mit der Todesstrafe angeklagt. Und dieser Mann steht auf und singt Lobeshymnen auf Eşber Yağmurdereli und Yaşar Kemal.

Ist doch logisch. Denn beide schmieren Butter auf sein Brot. Aber spielen sie nicht damit eine Rolle bei dem Märtyrertod von zehntausenden Söhnen des Vaterlandes?

Dann wird diesem Yaşar der „Friedenspreis“ verliehen. Wer macht das? Die Deutschen! Wer sind die Deutschen? Das sind die Menschen, die erst vor vierzig Jahren hunderttausende in den „Konzentrationslagern“ zu Tode gequält haben! Diese Menschen, die die Juden vergasten und in Krematorien verbrannten, verleihen jetzt dem Yaşar Kemal, der den Terror in Südosten unterstützt und die Terroristen zum Kampf aufruft, den „Friedenspreis“.

Man sagt der Entlastungszeuge des Diebes ist der Hehler. Dem Yaşar Kemal, der die Tragödie im Südosten als „Freiheitskampf“ anpreist, wird die größte Unterstützung von Deutschen, die das schlimmste Unrecht der Welt begangen haben, zugeteilt. Für die (die Deutschen – Anm. d. V.) sind diejenigen, die wie Yaşar Kemal die Türkei beschimpfen, eben Helden. Heute sieht man es: Yaşar ist der Dieb, die Deutschen sind die Hehler«.

Das zweite Beispiel entnehmen wir der Tageszeitung SABAH. Nach dem sich die bundesdeutsche Öffentlichkeit über die Sprachentgleisung des damaligen türkischen Ministerpräsidenten Mesut Yılmaz (die bekannte Lebensraum – Aussage) empört hatte, schrieb einer der wichtigsten SABAH Kolumnisten, Rauf Tamer einen Kommentar. Obwohl seine Kolumne i.d.R. in den Innenseiten der Zeitung zu finden sind, wurde dieser am 13. März 1998 auf der Titelseite abgedruckt:

»Der Deutsche und ich

Auf Hitler reagieren die Deutschen sensibel. Mit einem Wort von Mesut Yılmaz sind sie verrückt geworden. Ihre Gegenargumentation ist schon vorgefertigt:
- Nazideutschland ist was anderes, das heutige Deutschland etwas anderes.
Was bedeutet das? Es bedeutet:
- Wir haben keine Väter, keine Ahnen.
- Unsere einzige Religion, unser einziger Glauben ist das Geld.
Ohne sich vor so etwas zu schämen, spielen sie uns den Kontrolleur vor. Jedes Embargo wurde von ihnen geführt. Das Heroinemblem haben die uns aufgehängt. Sie sind die ersten, die unsere Beziehungen zu der Europäischen Union sabotieren.
Eine schlaffe, farblose und seelenlose Ansammlung von Menschen. Ich kann immer noch nicht verstehen, wie sie es hinnehmen können, nach dem ersten Weltkrieg bedingungslos kapituliert zu haben.
Ihre Wirtschaft soll stark sein. Was soll ich damit.
- Hast du einen Großvater?
- Nein.
- Hast du einen Vater, einen Ahnen?
- Nein. All unsere Beziehungen haben wir abgeschnitten.
O du Deutscher... Ich habe eine Geschichte, Großväter und auch Ahnen. Seit dem ich mir bewußt bin, habe ich eine Armee. Du schämst dich wegen Hitler. Schäme dich. Nicht umsonst haben wir die 3 Millionen Türken zu dir geschickt...Damit dein Blut etwas edles bekommen kann«

Eine Wortwahl, die den hetzerischen Schriften der rechtsradikalen »National Zeitung« des Dr. Frey in nichts nach kommt. Es sind nur Zwei aus zahllosen Beispielen, wie die staatlich gesponserten türkischen Medien versuchen die türkeistämmigen Immigrant/innen gegen Deutsche –und gegen die Bundesrepublik aufzuhetzen. Doch diese Unart ist kühl kalkuliert und hat Methode. Es dient dem »edlen Ziel, die Interessen des erhabenen Vaterlandes zu verteidigen« und sich »für den Aufbau einer heimatverbundenen türkischen Lobby einzusetzen«.

Die türkischen Printmedien verstehen sich in der Tat als »Verteidiger der türkischen Interessen«. Daß es dabei nicht um »türkische«, sondern um die Interessen der Machthaber in der Türkei geht, ist leicht zu durchschauen. Eine wahllos aufgegriffene Auflistung von einigen Beiträgen aus HÜRRIYET, MILLIYET und SABAH zeigt, mit welcher Methodik die Meinungsmache betrieben wird:

SABAH vom 15. Dezember 1998

»IMMER DIE TÜRKEI
Bei einer Gedenkveranstaltung anläßlich des 50. Jahrestages der Erklärung der internationalen Menschenrechte, wurde die Türkei wieder zu Unrecht kritisiert. Während Abdullah Öcalan, der an dem Tod von 30 Tausend Menschen verantwortlich ist und weltweit Drogenhandel betreibt, belobigt wurde, kritisierte ein sogenannter Menschenrechtler die Türkei«.

HÜRRIYET vom 23. Februar 1999

»JETZT REICHT ES
Die europäischen Medien beschützen die PKK, Türken werden wütend.

Insbesondere in den deutschen Medien wird Öcalan mit einseitigen Berichten beschützt. Türken, die sich ungeschützt fühlen, sind dem Aufstand nahe... Anbei veröffentlichen wir ein Musterprotestschreiben in Deutsch und Türkisch. Wer dem zustimmt, kann es an die ARD schicken. Anschriften und Telefaxnummer in den Europa Seiten«.

(Der zum abschneiden fertig gedruckter Text lautet wie folgt)

»Ihre Veröffentlichungen bezüglich der PKK und Abdullah Öcalan sind einseitig. Ihre Ansichten gegenüber der Türkei sind nicht vorurteilsfrei.

Ich verurteile Sie dafür, für ihre Veröffentlichungen die Meinung der türkischen Gesellschaft nicht eingeholt zu haben. Somit haben Sie für diejenigen propagiert, die die Türken angegriffen haben. Auf diese Weise ermutigen Sie die Terroristen. Sie zeigen die PKK als die Vertreter aller Kurden und täuschen somit die deutsche Öffentlichkeit.

Sie verletzen die Türken, die mit ihrer Mühe und Steuern zum Wohlstand dieses Landes beigetragen haben«.

SABAH vom 13. März 1999

»DIE IG METALL IST ZU WEIT GEGANGEN
Die Funktionäre der deutschen Metallgewerkschaft forderten in einer Ausländerkonferenz die Einberufung einer „Internationalen Kurdenkonferenz“ unter Leitung der EU und unterstützten so die PKKler.

... Die Türken, die Mitglieder der IG Metall sind, wollen gemeinsam austreten... Die türkischen Mitglieder sagten gegenüber der SABAH „die IG Metall, die in ganz Deutschland 130 Tausend türkische Mitglieder hat, vergißt, daß sie mit unseren Beiträgen auf den Beinen steht. Anstatt sich um unsere Sorgen in den Fabriken zu kümmern, mischen sie sich in die inneren Angelegenheiten der Türkei. Sie spielen mit unserem Land. Das werden wir ihnen nicht verzeihen“«.

SABAH vom 30. April 1999

»WACHE AUF MEIN STAAT, WACHE AUF!
Der Chefredakteur von Der Spiegel, Augstein, seines Zeichens Gefreiter aus der Hitlerzeit, beleidigt Atatürk, verletzt die türkische Gemeinde, aber die Vertreter des türkischen Staates rühren sich nicht.

Deine Zunge soll abfallen, Augstein.

Entschuldige dich Augstein«.

MILLIYET vom 5. Mai 1999

»PROTESTFLUT GEGEN DEN NAZIABFALL
Der Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift Der Spiegel, Rudolf Augstein, der unseren heiligen Führer Atatürk beleidigte, erntet aus allen Schichten unserer Gemeinde scharfen Protest«.

SABAH vom 7. Mai 1999

»BIST DU ÜBERHAUPT EIN MENSCH?
Eine Person Namens Christoph Monzel, von der behauptet wird, er sei Historiker, vertrat in einem Beitrag in der Zeitung Die Welt, daß die Türkei die Kosovo – Flüchtlinge als Einwohnerausgleich gegen die Menschen kurdischer Herkunft aufgenommen hat. Unsere Landsleute verurteilten ihn und fragten, ob er überhaupt ein Mensch sei«.

SABAH vom 20. Mai 1999

»WIR WURDEN GERÜGT!
Als der Terroristenchef Abdullah Öcalan von Italien als Gast aufgenommen wurde, hatten wir die berechtigte Reaktion des türkischen Volkes mit der Überschrift „Dreckiger Lügner“ (gemeint ist der italienische Ministerpräsident D’Alema) zum Ausdruck gebracht. (Ironisch) Aus diesem Grund wurden wir von dem deutschen Presserat gerügt. Diese Rüge empfinden wir als eine Ehre«.

MILLIYET vom 20. Mai 1999

»IN DEN (deutschen) SCHULEN WIRD PKK PROPAGANDA BETRIEBEN
In einer Veranstaltung der Föderation der türkischen Familienvereinigungen, erklärte der Vorsitzende des Koordinationsrates in Baden, Dr. Yavuz Dedegil, daß in einigen Schulen PKK Propaganda betrieben wird... Bei der Sitzung, an der auch der Erziehungsattaché des Karlsruher Generalkonsulats, Hasan Keçici und einige Lehrer teilnahmen, wurde über die Aktivitäten der Föderation informiert«.

SABAH vom 5. Juni 1999

»DAS IST DER FREUND APOs (Fotos von Prof. Dr. Udo Steinbach)
Professor Steinbach, der in einer Zeit der Öcalan Verhandlungen seinen Kreuzzug gegen die Türkei fortführt, beschuldigte Deutschland wegen der Ergreifung Öcalans«.

SABAH vom 15. Oktober 1999

»DAS LUDER ANGELIKA
Bei den Diskussionen um die Panzerlieferung an die Türkei, sagte die verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen, Angelika Beer, daß „der türkische Soldat undemokratisch“ sei und beleidigte die Türkischen Bewaffneten Kräfte«.

SABAH vom 9. November 1999

»DIE ZDF MACHT DAS IMMER SO
In dem Programm „Allahs Schatten über Atatürk“, der im ZDF gesendet wurde, wurden türkische Staatsmänner, insbesondere Atatürk beleidigt«.

Diese Beispiele könnten beliebig fortgeführt werden. Aber alleine durch diesen Ausschnitt aus den Beiträgen der türkischen Printmedien wird deutlich, daß systematisch ein negatives und hetzerisches Bild über die Deutschen und über die Bundesrepublik aufgebaut wird. Jede sachliche Kritik an dem türkischen Staat wird in radikaler Manier als einen Angriff auf die Türken wiedergegeben. In Folge dessen werden »berechtigte Protestaktionen der türkischen Gemeinde in Deutschland« organisiert.

Dieser Methodik gehört es auch mit fiktiven Leserbriefen oder bestellten Leserbriefen von Vertretern verschiedener nationalistischer Organisationen, Konsularbeamten und sonstigen Personen zu arbeiten. Einem – wie in den Beispielen zitierten – Bericht folgen i.d.R. mehrere »Leserbriefe«, die entweder die Bundesrepublik bzw. die Deutschen im allgemeinen oder türkeikritische Politiker/innen, Journalist/innen bzw. Einzelpersonen angreifen. So wird suggeriert, daß die »Mehrzahl der türkischen Gemeinde wie die Zeitung denkt«. Hier kann auch ein Beispiel gegeben werden, wie der Nationale Sicherheitsrat die Redaktion und die Inhalte beeinflußt. Bis Mitte 1998 erschien in den Europa Seiten der SABAH ein Bereich mit Leserbriefen. Der Redakteur, der diesen Bereich betreute, bemühte sich auch um kritische Stimmen. Als mehrmals Leserbriefe von offensichtlich Oppositionellen veröffentlicht wurden, wurde das Generalsekretariat des Nationalen Sicherheitsrats aktiv. Nach einem „Gespräch“ stellte die Redaktion den betroffenen Redakteur vor zwei Alternativen. Entweder sollen keine türkeikritischen Leserbriefe mehr veröffentlicht werden oder der Bereich werde abgeschafft. Der Redakteur zeigte Rückrat. Seit Mitte 1998 werden in der SABAH keine Leserbriefe mehr veröffentlicht.

(Hier überspringe ich die Tageszeitungen TÜRKIYE, MILLI GAZETE und ZAMAN. Ich verweise auf den Kapitel III und auf die beschriebenen Umtriebe der islamistischen Organisationen. Diese Tageszeitungen fungieren als deren Sprachorgane.)

Ethno - Marketing

»Zwar sind die Türken physisch in Deutschland, aber ein Großteil ihrer Seele und ihrer Herzen ist in der Türkei. Egal wie lange Türken sich in Deutschland aufhalten, sie werden immer feste Bindungen an das Vaterland haben. Das ist eine Realität, ob es manche wollen oder nicht«. So Ertuğ Karakullukçu, Leiter der Europa Seiten von HÜRRIYET. Damit es auch lange so bleibt, geben die türkischen Medien ihr bestes.

Dabei geht es ihnen aber auch um wirtschaftliche Interessen. Denn solange die »Türken, Türken bleiben« und solange sie – auch als deutsche Staatsangehörige – in ihren Parallelwelten leben, haben die türkischen Medien eine große Chance ihre Produkte zu vertreiben. Einige Daten belegen die wirtschaftliche Bedeutung der türkeistämmigen Immigrant/innen in der Bundesrepublik.

Derzeit leben rund 2,1 Mio. Staatsangehörige der Republik Türkei in der Bundesrepublik . Rechnet man die Eingebürgerten hinzu, so kommt man auf eine Zahl von rund 2,5 Mio. türkeistämmiger Menschen. Die durchschnittliche Haushaltsgröße bei ihnen beträgt vier Personen (2,2 Personen / Haushalt bei Deutschen). Über 80 Prozent der Türkeistämmigen sind zwischen 14 und 49 Jahre alt. Dagegen beträgt der Anteil dieser Altersgruppe bei den Deutschen nur 56 Prozent. Die Zahl der türkeistämmigen Menschen bzw. deren Nachkommen ist stetig am wachsen. Das durchschnittliche Nettoeinkommen von 33 Prozent der Haushalte in dieser Gruppe beträgt über 4.000,-- DM. Der überwiegende Anteil der Haushalte geben ihr Geld in der Bundesrepublik aus.

Die türkeistämmigen Menschen verfügen mit jährlich 629 Mio. DM über die größte Kaufkraft innerhalb der zugewanderten Gruppen (Italiener 249 Mio. DM, Griechen 134 Mio. DM). In der Bundesrepublik sind rund 51 000 türkeistämmige Unternehmer/innen mit 46 Mrd. DM Gesamtumsatz und 8,3 Mrd. Anlageinvestitionen tätig. Rund 97 Prozent der türkeistämmigen Menschen nutzen das Medium Fernsehen. Laut einer Studie des Zentrums für Türkeistudien konsumieren 39,2 Prozent der türkeistämmigen Menschen nur die Sendungen der türkischen Fernsehsender. 53,5 Prozent jedoch sehen sich türkische und deutsche Fernsehsender an.

Das ist eine Streng eingegrenzte gesellschaftliche Gruppe, der inzwischen mit den Mitteln des »Ethno Marketings« zum Konsum animiert wird. Derzeit werben zahlreiche deutsche Unternehmen um die »türkische Zielgruppe«. Darunter sind u.a. o-tel-o, Otto Versand, Mercedes Benz, Opel, Toyota, Telekom (Festnetz, TD1), Pampers, Apollinaris, E-Plus, Mannesmann Mobilfunk, Schwarzkopf, Maggi, Premiere, Spar Märkte, Pro – Markt, Media Markt, Hertie & Karstadt, Gilette, Motorola, Nestlé, Sparkassen, Deutsche Bank, Citibank, Bausparkassen, Tabakindustrie, Aero Lloyd, Senator Film, Deutsche Bahn, Klassenlotterien, Telegate, Tourismusfirmen, Ruhnke Optik und etliche mehr.

Das Potential im Werbemarkt für türkischsprachige Werbeträger ist noch nicht ausgeschöpft. Werbeexperten stellen bei den insgesamt ca. 30 Mrd. DM Media – Aufwendungen für Print-, TV-, Hörfunk- und Plakatwerbung in der Bundesrepublik ein Werbemarktpotential von über 70 Mio. DM für türkischsprachige Werbeträger dar.

Um dieses Potential geht es. Dies ist aber ein Markt, der von den türkischen Medien nur ausgeschöpft werden kann, wenn der Markt seine »türkisch – nationale Identität« weiterhin beibehalten kann. Darum sorgen die türkischen Medien mit ihrer Meinungsmanipulation dafür, das alles so bleibt, wie es ist. Bis, tja bis sich eine demokratische Gesellschaft so etwas nicht mehr gefallen lässt und Alternativen dagegen bietet.

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